Tragetücher scheinen kompliziert zu sein: Zwischen drei und sieben Meter Baumwolle müssen so um den Körper gewickelt werden, dass man weder über die Enden stolpert, noch wie eine Mumie aussieht. Außerdem soll ein Baby physiologisch korrekt darin gelagert werden, und bequem soll das Ganze auch noch sein ... Das klingt nach einem Kurs bei einem Entfesselungskünstler. 


Trageberatung

Trageberatungen werden für etwa 20 bis 80 Euro, je nach Ausführlichkeit, von ausgebildeten Trageberater/-innen und Hebammen angeboten. Der Vorteil einer Beratung ist, dass man verschiedene Wickeltechniken, unterschiedliche Tragen und Tücher verschiedener Längen ausprobieren kann - ein Luxus. Es gibt immerhin mehrere Arten, ein Baby zu tragen, und nicht jede liegt jedem. Die meisten Kinder sind auch wählerisch und bevorzugen eine bestimmte Trageweise. Ob ein Kind auf dem Rücken, vor dem Bauch oder auf der Hüfte getragen wird, hängt unter anderem davon ab, wie firm die tragende Person in der jeweiligen Wickeltechnik ist.


Aufrecht oder liegend?

Die Meinungen, welche Wickeltechnik für Neugeborene am Besten geeignet ist, gehen auseinander. Während manche Therapeuten dem kindlichen Rücken noch keine sitzende Position zutrauen, wird die liegende Position auch nicht immer empfohlen. Neugeborene sind meist noch nicht in der Lage, Kopf und Nacken zu kontrollieren, beides muss gestützt werden. Das passiert im Tragetuch ohnehin, aber eine aufrechte Haltung erscheint unnatürlich für ein Kind, das nicht einmal den Kopf heben kann. Andererseits haben liegende Kinder im Tragetuch häufig einen abgeknickten Kopf, das Kinn also auf die Brust gedrückt oder das Ohr auf die Schulter. Das kann zu Unwohlsein führen, im Extremfall zu Haltungsschäden. Wichtig ist, dass das Tragetuch immer stramm gebunden ist - sonst ist das Baby nicht sicher!


Für den Anfang

Wiege: Das Tragetuch wird diagonal über die Brust und den Rücken geführt und auf einer Schulter verknotet. Dabei sollte die Mitte des Tuches gegenüber den Kanten mehr durchhängen. Das Baby wird nun auf einem Arm (liegend) gehalten, die andere Hand hält das Tuch auf. Das Baby wird mit den Füßen zuerst in das Tuch gelegt, und zwar seitlich. In der Wiege dürfen Kinder nicht auf dem Rücken liegen! Bauch an Bauch mit der Mutter ist die Wirbelsäule am besten stabilisiert, der Kopf sollte etwas höher in Richtung der mütterlichen Schulter liegen.

Kreuzwiege: Das Tragetuch wird mittig hinter dem Rücken gehalten. Beide Enden nun nach vorne oben schlagen, auf der Brust überkreuzen und über die Schultern wieder nach hinten führen. Locker hängen lassen und die Tuchmitte gegenüber den Kanten vor der Brust etwas ausbeuteln. Tuchbahnen auf dem Rücken auch überkreuzen und zur Seite führen. Jetzt werden die Enden in der Hüfte unter das Tuch gesteckt und verknotet. Das Tuch auffächern und das Baby bitte wie bei der "Wiege" beschrieben in die innere Tuchbahn vor der Brust hineinlegen (Bauch an Bauch, Kopf etwas erhöht). Die äußere Tuchbahn wird aufgefächert und darübergezogen. Bei Bedarf können die Knoten an den Hüften vorsichtig gelöst und das Tuch nachgezogen werden.

Doppelte Kreuztrage: Das Tuch wird wie bei der Kreuzwiege gebunden. Während das Baby mit einem Arm gehalten wird, wird das Tuch mit der anderen Hand vor der Brust geöffnet. Das Baby wird in das Kreuz gesetzt, so dass die sich kreuzenden Tuchbahnen unter dem Popo entlanglaufen, Bauch an Bauch mit der tragenden Person. Dazu erst ein Bein durch das Tuch führen, dann das andere Bein. Nun werden Tuchbahnen mit den oberen Kanten über den Po und den Rücken nach oben gezogen, so dass das Baby inklusive Köpfchen im Tuch verschwindet. Die Tuchbahnen müssen aufgefächert werden, so dass die Kanten von beiden Bahnen in den Kniekehlen verlaufen. Wichtig ist, dass die Knie des Kindes etwa auf Bauchnabelhöhe sind, also der Popo tiefer hängt als die Knie.