Als Farblehre bezeichnet man landläufig alles, was mit den Farben zu tun: Der sechsteilige Farbkreis des Johann Wolfgang von Goethe wird der Lehre von den Farben ebenso zugeordnet wie der sehr viel komplexere Farbkreis des Johannes Itten und die Farbkörper des Harald Küppers. Aber das ist es nicht wirklich, was Menschen interessiert, wenn von der Farblehre die Rede ist ...


Farben wirken auf die Psyche

Dass Farben uns beeinflussen, ist kein Geheimnis. Manche Menschen reagieren auf leuchtende Töne mit Stress, andere flippen in schlicht weißen Räumen schirr aus. Die Wirkung der einzelnen Farben ist also individuell durchaus verschieden, hängt sowohl von der Persönlichkeit des Betrachters als auch von dessen aktuellem Gemütszustand, Laune und gesundheitlichem Befinden ab. Andere Differenzen betreffen die Farben selbst: Natürlich wirkt ein zartes Apfelblütenrot ganz anders als ein kräftiges Lippenstiftrot oder ein dunkler Bordeauxton es tun. Und was für Rot gilt, ist natürlich bei Gelb, Grün, Blau, Orange und Violett nicht anders. 


Kalt und warm, nah und fern, lecker oder doch nicht?

Farben wirken nicht nur auf das Auge, sondern auf das Empfinden. Grün- und Blautöne werden von vielen Menschen als kühl, frisch und ruhig wahrgenommen, während Orange- und Rottöne als warm, bedrängend und lebhaft beschrieben werden. Diese Eigenschaften von Farben nehmen wir nicht mit den Augen wahr, sondern fühlen sie auf der Haut und verbinden sie mit den Farben. Während Blau- und Grüntöne eher Tiefe zeigen und weiter entfernt sind, erzeugen die warmen Farben Nähe, Enge und damit oft Unwohlsein. Farben sind darüber hinaus kulturell wichtig: Hierzulande sind Tomaten, wenn essbar, rot. Die meisten Menschen nehmen Tomaten in einem sehr viel intensiveren Rotton wahr, als sie tatsächlich aufweisen. Oder ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Sie meistens orange Tomaten kaufen? Wussten Sie, dass Sie in der Dämmerung keine Farben wahrnehmen können - die Wiese aber auch im Zwielicht noch als "grün" erkennen? Ihr Auge meldet in letzterem Fall "grau" an das Gehirn! Wir sind gewohnt, dass die Dinge eine bestimmte Farbe haben. Weicht die Realität davon ab, wird das entweder gar nicht wahrgenommen, oder es fällt besonders auf. 


Aber was bedeuten die Farben denn nun?

Das ist in den einzelnen Kulturkreisen sehr verschieden. Da wir hier überwiegend unter Westeuropäern leben, wird die Farbbedeutung in unserer Kultur beschrieben, wenn auch mit dem ein oder anderen Blick über den Tellerrand.

Rot
Rot ist eine warme Farbe, die meist mit Feuer, Hitze und Sommer in Verbindung gebracht wird. Blut und Gefahr sind weitere Assoziationen, und davon abgeleitet steht die Farbe für Kampf, Dramatik, Umbruch. Blut ist rot, aber auch die Liebe - deshalb kaufen wir rote Rosen, malen rote Herzen und tragen rote Reizwäsche.


Grün
Grün steht für die Natur. Es ist eine frische Farbe, die heilende Wirkung entfaltet, im Sommer kühlt und Hoffnung, Glück und Unsterblichkeit transportiert.


Blau
Wasser wird blau dargestellt, obwohl es das in der Realität selten ist. Der Himmel ist blau, und so sind auch die Unsterblichkeit, der Glaube, die Treue, Beständigkeit, Ruhe und Freundschaft blau. Und die Ferne - denn wo das Meer und der Himmel sich küssen, das ist weit weg.


Gelb
Gelb wird mit dem Sonnenlicht, mit der Ewigkeit assoziiert. Die Farbe erinnert aber auch an Schwefel und Feuer, sie steht für Gefahr, Neid und Hass.


Weiß
Weiß ist das Licht, es ist die Summe aller bunter Farben. Reinheit und Unschuld werden mit der Farbe assoziiert, auch Weisheit. In Asien steht die Farbe für Trauer und Tod.

Schwarz
Schwarz ist keine Farbe im eigentlichen Sinn, sondern das Fehlen von sichtbarem Licht und damit von Farbe. Dennoch wird es als sogenannte Nicht-Farbe (wie Weiß) hier aufgenommen. Schwarz steht für Tod, Trauer und Finsternis, für böse Mächte, Magie. Aber auch Brüderlichkeit und Macht werden mit Schwarz kommuniziert.